Einst hatten wir Zeit – wo ist sie nur geblieben?

Diese Frage erinnert an Max Frischs Poesie – „Leben, ja“ – und den nachfolgenden poetischen Absatz:

„Einst hatten wir ZEIT!
Ich weiß nicht, wer sie uns genommen hat.
Ich weiß nicht, wessen Sklaven wir sind.
Wir leben wie die Ameisen…“

… Sätze, die zum Nachdenken anregen. Vor allem dann, wenn das Leben ganz allgemein an Tempo zunimmt und du dich rückblickend vielleicht auch fragst: Wo ist die Zeit bloß geblieben?

Spätestens dann, wenn diese Frage in dir auftaucht, solltest du hellhörig werden und prüfen, wie und womit du deine Zeit verbringst. Denn die Zeit ist dein höchstes Gut hier auf Erden. Und dieses höchste Gut möchte wertgeschätzt und bewusst gelebt werden.

Wie aber lebt sich‘s bewusst, magst du dich an dieser Stelle vielleicht fragen?

Dazu möchte ich dir eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte aus meiner Kindheit, die vielleicht auch die eine oder andere Erinnerung in dir weckt. Erinnerungen an eine Zeit, in der Zeit noch keine Mangelware war, sondern eine Zeit, in der die Zeit selbst noch still zu stehen schien:

Eine Zeit, die ich einst – noch in Siebenbürgen/Rumänien, meiner alten Heimat, lebend – während der Schulferien auf dem Bauernhof meiner Großeltern verbrachte. Es war einer dieser heißen Sommertage, die so manchen Dorfbewohner dazu verleitete, sich nach getaner Arbeit ein wenig auszuruhen. Am liebsten bei einem Schwätzchen mit dem Nachbarn – gemütlich auf der Bank sitzend – vor dem eigenen Haus. Während ich im Innenhof spielte, vernahm ich neben deren Stimmen bereits das herannahende Gewitter. Blitz und Donner kündigten es an. Und dann war es auch schon da.

So ging ich ins Haus und lauschte dem Regen. Da war das Geräusch der Regentropfen, die auf die Dachrinnen fielen, das leise Gackern der Hühner aus dem Gehege, das Grunzen der Schweine aus dem Stall und ansonsten nichts. Nichts außer Stille. Unsagbare, unendliche Stille. Eine Ruhe, die ich in mir aufsog, wie der Schwamm das Wasser. Es war ein Frieden, der mich erfüllte, der sich tief in meiner Seele einbrannte. Und von dem ich wusste, dass er im nächsten Augenblick wieder verstreichen würde. Dass ich ihn, so gern ich das auch wollte, nicht festhalten konnte.

Heute weiß ich, dass sich das, was ich damals als Kind erlebt habe,  – bewusst sein – nennt. 

Nur brauchte es als Erwachsene viele Jahre, um mir das – was mir einst auf so natürliche Weise als Kind widerfahren war – mittels verschiedener Meditationstechniken wieder anzueignen.  Dieses bewusste Einstimmen auf den jetzigen Moment, hat mir das wieder geschenkt, was – zeitweise – verloren schien: Meine eigene Zeit!

Wenn ich mich heute dabei ertappe, von einer Aktion zur nächsten zu jagen, schrillt eine Alarmglocke in mir hoch, die sich wie von selbst aktiviert und mich zum Innehalten auffordert. In jenen Momenten knüpfe ich genau an das Gefühl an, das ich an jenem Sommertag so intensiv wahrgenommen hatte:

Das Gefühl achtsam und gleichzeitig – wachsam – zu sein.  

So wachsam, dass ich nicht nur mein leises Atmen sowie das entfernte, dumpfe Rauschen in meinem Ohr wahrnehme, sondern auch jedes äußere Geräusch, das mein Ohr erreicht. All diese Geräusche – innen wie außen – werden dann plötzlich eins und bescheren mir eine Ruhe und einen inneren Frieden, der – zumindest für den Bruchteil dieses einen bewussten Momentes – unendlich scheint.  Und umso mehr solcher Momente ich mir gönne, desto länger währt der Frieden und die Zeit, um ihn bewusst auszukosten.

Unser modernes Leben bietet uns jedoch kaum noch solche Momente,  es sei denn … DU holst sie dir zurück! 

Du hast die Wahl, ob du deinen Tag von der ersten bis zur letzten Minute mit Arbeit, Sport, Events und Unterhaltungselektronik füllst. Oder ob du dir auch Auszeiten für Körper und Seele gönnst, wie zum Beispiel: einfach mal nichts tun – dich nicht unterhalten lassen – kein Smartphone, keine WhatsApps, keine Geräuschkulisse, keine anderweitige Ablenkung.

Ein Zustand des „Mit-dir-allein-eins-Seins“, der für immer mehr Menschen zur Rarität wird. Spätestens jedoch, wenn dich Stress oder das Gefühl, ausgebrannt zu sein, plagt, solltest du die Reißleine ziehen und dir solche Phasen einfach mal gezielt verordnen beziehungsweise gönnen.

Denn wie heißt es so schön: „In der Ruhe liegt die Kraft“ –, die dich schön und friedlich macht!

Wenn dich dieses Thema anspricht, und du dich fragst, was du tun oder gar unterlassen könntest, um deine Lebenszeit wieder mit Sinn und Freude zu füllen, möchte ich dir mein neues Buch ans Herz legen:

„Montblanc – Wenn das Herz auf seinen Spiegel trifft“ … hier geht´s zur Leseprobe

Viel Freude beim Lesen wünscht dir
Deine Ute