Im Auge des Herzens: Mit bedachten Schritten der Sonne entgegen

Während ich den YouTube-Beitrag zum Neumond in Krebs (20.07.) vorbereitete, hatte ich die Idee, einen gesonderten Blog-Artikel zum Krebs zu schreiben. Diesmal nicht unbedingt als astrologische Ergänzung, sondern aus schamanischer Perspektive, die diesem Krafttier als Hüter der Gefühlswelt eine besondere Aufmerksamkeit schenkt.

Und kaum hatte ich diese Idee ins Auge gefasst, kam intuitiv auch schon das erste Bild in mir auf, das als Auftakt zu diesem Thema wunderbar passt. Und zwar erinnerte ich mich an meine Reiseleiterzeit in Irland und an einen kleinen Ort namens Drumcliff im entlegenen Westen der Insel.
Hier am Fuße des Ben Bulben (einem Tafelberg im County Sligo) befindet sich die Ruhestätte des berühmten irischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers William Butler Yeats.

Bevor ich mit meiner Reiseleitertätigkeit in Irland begann, war mir dieser Name völlig unbekannt. Als ich dann jedoch zum ersten Mal mit seinen Werken, seiner Persönlichkeit und diesem (für mich) magischen Ort in Verbindung kam, fühlte ich mich so berührt, dass sich diese Erinnerungen für immer in meinem Herzen verankert haben.

Was hat das jetzt mit dem Krebs zu tun, wirst du dich vielleicht fragen?

Vorab ein paar einleitende Sätze zu diesem bezaubernden Tierkreiszeichen und Krafttier. In der Astrologie verbinden wir den Krebs, dessen Regentin der Mond bzw. die Mondin ist (lat. la Luna = weiblich), mit dem 4. Haus der Familie, unseren Wurzeln, unseren Ahnen und unserer Herkunft. Wiederum gilt der Krebs der Mythologie bzw. dem Volksglauben nach als Symboltier für Abgeschiedenheit, Einsamkeit und Frömmigkeit. Und als schamanisches Krafttier ist er der Repräsentant unserer Traum- und Gefühlswelt.

D.h. wenn sich dir beispielsweise auf Traumebene der Krebs zeigt, so macht er dich darauf aufmerksam, was in dir wahrgenommen und geheilt werden möchte. Er fordert dich auf, ehrlich zu dir selbst zu sein und dir einfach mal folgende Fragen zu stellen:

  • Was hat dich am meisten verletzt?
  • Was brennt dir auf der Seele?
  • Was tut dir immer noch weh?
  • Was fühlst du wirklich?

Damit liefert uns der Krebs ein wertvolles Hilfsmittel, um herauszufinden, ob wir wie ein Krebs eine harte Schale und einen weichen Kern besitzen oder ob infolge unangenehmer Erfahrungen auch unser Wesenskern verbittert, verhärtet und unser Herz in Sachen Liebe erkaltet ist.

Und nun zurück zu diesem mystischen Ort und Schriftsteller in Irland …

Dieser Schriftsteller war in seinem Herzen geprägt von einer unerfüllten, nicht erwiderten Liebe zu einer irischen Freiheitskämpferin und Schauspielerin. Somit war er Zeit seines Lebens getragen von einer Sehnsucht. Der Sehnsucht nach einer Frau, die ihn zwar bewunderte, seine Liebe jedoch nicht erwiderte.

Eine Liebe, die sich auch als ein Motor seines Werkes begreifen lässt …

Sein Werk, auf das die Iren voller Stolz blicken, hat einen Hang zum Mystischen. Denn er ließ sich, obwohl er lange Zeit in Frankreich lebte, von der keltischen Mythologie inspirieren und trug so zur Renaissance des irischen Kulturerbes bei.

Und genau das ist die Kraft, die das Krebsprinzip in sich trägt … die Kraft tief in unser Herz zu blicken und den dort verborgenen Schmerz zu wandeln, indem wir ihn an die Oberfläche befördern und ihn bewusst auf die Ebene der Selbstliebe, des Mitgefühls und in kreative Bahnen lenken.

Tun wir dies nicht, „krebsen“ wir sprichwörtlich herum …

Wir alle kennen diesen Ausspruch, der auf das Seitwärts- und Rückwärtsgehen des Krebses zurückzuführen ist (… und ich mit meinem Aszendent in Krebs kenne dies nur allzu gut). So kommt es nicht von ungefähr, dass jemand, der „herumkrebst“, immerzu ausweicht und nicht wirklich vorankommt mit sich selbst oder seinem Vorhaben und immer wieder Rückschritte macht. Daher wird der Krebs auch oft mit finanziellen oder gesundheitlichen Missständen in Verbindung gebracht. Auch der Ausdruck „jemand hat schwer zu krebsen“ lässt sich darauf zurückführen.

Und so verleiht der Krebs – speziell auch zum Neumond in Krebs am 20. Juli – uns genau diese Kraft, tiefer zu schürfen. Tiefer in unser Herz zu blicken und zu fühlen, was da gefühlt werden möchte: Angst, Scham, Traurigkeit, Wut …?

Denn … „Zu lange Opfer zu bringen, kann ein Herz versteinern“ … 

Dieses Zitat, das von W. B. Yeats stammt, möchte uns für die Stimme unseres Herzens öffnen. Laut Yeats schöpft ein Dichter die Tragik aus seiner eigenen Seele, der Seele, die allen Menschen gleicht. Auch sein Zitat – „Die Freude kommt aus dem Willen, der sich abmüht, Hindernisse überwindet, triumphiert.“ – zeigt uns, welches Potenzial in uns allen liegt, wenn wir bereit sind, uns unserem eigenen seelischen Schmerz bewusst zuzuwenden und ihn in eine kreative Kraft zu verwandeln.

In diesem Sinne wünsche ich dir erkenntnisreiche Tage und Nächte zum kommenden Neumond. Auf dass du den Mut findest, deine ureigenen Träume zum Leben zu erwecken. Denn wie sagte bereits J. W. von Goethe so schön: „Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich!“

Von Herzen alles Gute wünsch ich dir, Ute

PS: Und weil ich Yeats so wunderbar finde, bei Interesse hier noch ein paar Zitate von ihm:

„Doch ich bin arm und habe nichts als meine Träume, so leg ich meine Träume dir zu Füßen. Tritt leise, denn du trittst auf meine Träume.“ Dies ist ein Auszug aus dem Gedicht: „He wishes for the Cloths of Heaven“

“Die Schönheit der bäuerlichen Denkweise kommt aus einer vom künstlichen städtischen Denken unverdorbenen Ursprünglichkeit.“

„Alle leeren Seelen neigen zu extremen Ansichten.“  

„Überheblichkeit ist der sicherste Weg zum Scheitern.“  

„Sprich erst mit dem Herzen, dann mit dem Mund.“